ChronikLiebe Mitbrüder und Mitschwestern,
liebe Verwandte und Freunde der Abtei St. Hildegard!

„Wer als Mensch die kleine Zeit an das Herz der Ewigkeit nimmt, die er selbst in sich trägt, der merkt plötzlich, dass auch die kleinen Dinge unsagbare Tiefen haben, Boten der Ewigkeit sind,immer auch mehr sind als sie selbst. Denn das Kleine ist die Verheißung des Großen, und die Zeit ist das Werden der Ewigkeit.“ 

Mit diesen Worten des unvergessenen Karl Rahner möchten wir Sie einladen, gemeinsam mit uns das Jahr 2013 Revue passieren zu lassen. Nach dem für unsere Abtei so bedeutsamen Jahr 2012 – in dem unsere Klosterpatronin von Papst Benedikt XVI. zur Kirchenlehrerin erhoben wurde – war das nun zu Ende gehende Jahr eher ein Jahr der kleinen Dinge, ein Jahr des Alltags, von dem wir aber zuversichtlich glauben, dass auch dieses die Verheißung des Großen und der Ewigkeit in sich trägt.

Es war ein Zwei-Päpste-Jahr, ein Jahr der Krisen und zugleich des Neuaufbruchs in der Kirche. Für uns war und ist die Wahl von Papst Franziskus ein Zeichen der Hoffnung und ein Fingerzeig Gottes, der uns zu Kontinuität und Wandel gleichermaßen aufruft. Dennoch traf auch uns der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. wie ein „Paukenschlag“. Doch wurde uns damit auch mit einem Mal klar, warum dieser die Arbeiten an der „Positio“ zur Heiligsprechung und Kirchenlehrererhebung der heiligen Hildegard im Jahr zuvor mit solchem Zeitdruck vorangetrieben hatte. Es war wahrlich ein kleines Zeitfenster, in dem da 900 Jahre Kirchen- und Hagiographiegeschichte zu einem Höhepunkt geführt wurden. Und so wird das Pontifikat Papst Benedikts XVI. nicht nur in die Geschichte der ganzen Kirche, sondern auch in die kleine Geschichte unserer Abtei eingehen. Weiterlesen

Das Jahr 2012 war für unsere Abtei ein besonderes Gnadenjahr des Herrn, ein wahrhaft historisches Jahr, das wohl niemand von uns je vergessen wird. In weiser und wahrer Voraussicht hatte Mutter Clementia in ihrer Konferenz zum 1. Advent dieses Jahr unter das Wort der heiligen Hildegard aus der Sequenz zum heiligen Rupertus gestellt:
„In te symphonizat Spiritus Sanctus –
In dir führt der Heilige Geist alles zum Einklang zusammen“
Dass dieses Wort noch mehr als für den heiligen Rupertus für unsere Klosterpatronin selbst galt und gilt, hat dieses Jahr 2012 uns in besonderer Weise gezeigt.

Jahreschronik Advent 2011 – Advent 2012 PDF download

LIEBE MITBRÜDER UND MITSCHWESTERN, LIEBE VERWANDTE UND FREUNDE DER ABTEI ST. HILDEGARD!

„Cum bono animo“ – in guter Gesinnung – oder in anderer Übersetzung: frohen Herzens und guten Mutes. Dieses Wort aus dem fünften Kapitel der Benediktsregel stellte Mutter Clementia zu Beginn des neuen Kirchenjahres als Leitwort über das Jahr. In gewisser Weise war dies eine Antwort auf die auch für uns so bedrängende Vertrauens,- und Glaubwürdigkeitskrise der Kirche und der Orden, die uns – wie viele andere Gläubige – im vergangenen Jahr so bewegt und umgetrieben hat. In Zeiten der Krise gilt es, sich auf das Wesentliche zu besinnen, der eigenen Berufung konsequent zu folgen und aus der Hoffnung zu leben, so wie sie uns in unserem Professgesang, dem „Suscipe“, ins Herz geschrieben wird. Weiterlesen

Liebe Mitbrüder und Mitschwestern,liebe Verwandte und Freunde der Abtei St. Hildegard!

Wenn wir auf das vergangene Jahr zurückschauen, so gab es immer neue Krisen, die uns bewegt und zu besonders intensivem Beten veranlasst haben: Umwelt- und Naturkatastrophen apokalyptischen Ausmaßes, politische Vertrauenskrisen und, für uns besonders schmerzlich, eine tiefgreifende Kirchen- und Glaubenskrise. Manches hat uns das ganze Jahr 2010 begleitet und immer wieder neu erschüttert. Wie so viele schwankten wir zwischen Verunsicherung und Ratlosigkeit, Zweifel und Scham, ohnmächtigem Zorn, Trauer und Fassungslosigkeit. Hilflos mussten wir zuschauen, wie unsere Kirche, unser Orden und manche Klöster viel an Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren haben.

Ebenso hilflos mussten wir in diesem Jahr erleben, wie zwei altehrwürdige Abteien unseres Ordens nach einer fast 1000-jährigen benediktinischen Präsenz ihre Pforten geschlossen haben. Am 17.Oktober zogen die fünf noch verbliebenen Mönche der Abtei Weingarten in Oberschwaben zum letzten Mal zum Pontifikalamt mit Bischof Dr.Gebhart Fürst in ihre Kirche ein. Mutter Clementia nahm gemeinsam mit anderen Äbten und Äbtissinnen der Beuroner Kongregation am Abschiedsgottesdienst teil und kehrte sehr bewegt von den Ereignissen nach Hause zurück. Auch der Auszug der Mönche aus der Abtei Michaelsberg in Siegburg hat uns beschäftigt und lässt uns verstärkt über das eigene Selbstverständnis und unseren heutigen und zukünftigen Auftrag in Kirche und Welt nachdenken.

Weiterlesen

Liebe Mitschwestern und Mitbrüder,liebe Verwandte und Freunde der Abtei St. Hildegard!

Ein weiterer Ring auf der Zeitenspirale schließt sich, und wir finden uns am Beginn des neuen Kirchenjahres am selben Punkt, nur eine Stufe höher, wieder. Aufs Ganze gesehen schenkte der Herr der Zeit uns ein ruhigeres Jahr als das gewaltige vorangegangene Jubiläumsjahr. Wir waren’s zufrieden und lebten die Tage und Wochen wieder im gewohnten klösterlichen Jahres-Rhythmus.

Zweimal kam der Herr, um zwei reife Trauben vom Weinstock unserer Gemeinschaft zu pflücken, zweimal grub er bereits angewachsene hoffnungsvolle Rebstöcke aus und verpflanzte sie wieder in die Welt, aber er brachte uns auch zwei neue Setzlinge zum Einpflanzen. Ein dritter „Neuzugang“ ist Schwester Klara Antons OSB aus Köln-Raderberg, die für zwei Jahre als Gast in unserer Kommunität lebt.

Die Antiphon der hl. Hildegard:

„Caritas abundat“
Von der Tiefe bis hoch zu den Sternen
überflutet die Liebe das All.
Sie ist liebend zugetan allem,
da dem König, dem höchsten, sie den Friedenskuss gab.

war das Jahresmotto, das Mutter Clementia uns für das neue Kirchenjahr gab, und gleichzeitig ihr Segenswunsch, dass die Liebe des Heiligen Geistes überströme auf die Welt und unser Leben. In Ansprachen und Konventgesprächen suchte Mutter Clementia das Hören auf den Geist Gottes in uns zu fördern, insbesondere wenn es zu überlegen und zu besprechen galt, ob Neuerungen notwendig sind – sei es im liturgischen oder rein praktischen Bereich des klösterlichen Alltags.

Über Mutter Clementias Teilnahme an verschiedenen Tagungen und Ereignissen, bei denen sie unseren Konvent vertrat, ist unter gesonderten Stichworten dieser Chronik die Rede. Wieder haben wir die Form der alphabetischen Aufzählung für die einzelnen Beiträge gewählt, die die Mitschwestern aus ihren Arbeits- und Lebensbereichen zusammengetragen haben, um Sie teilhaben zu lassen am lebendigen und farbigen Klosteralltag. Und rückblickend dürfen wir dankbar sagen – wie es uns ein lieber Freund des Hauses, der Jesuiten-Pater Prof. Medard Kehl, kürzlich in einem Referat wieder nahebrachte -: „An Gottes Segen ist alles gelegen.“

Weiterlesen

Liebe Mitschwestern und Mitbrüder,liebe Verwandte und Freunde!

„Gott ehrt mich, wenn ich arbeite, er liebt mich, wenn ich singe.“

Dieses Wort möchte die Chronistin über das vergangene Berichtsjahr stellen, als Rahmenwort oder Grundthema sozusagen für unser Tun und Sein, eine Erweiterung unseres benediktinischen „bete (bzw. singe) und arbeite“.

Wie in der letzten Chronik haben wir die einzelnen Beiträge dieses Jahres wieder der Einfachheit halber alphabetisch geordnet. Auch eine Sinfonie, eine Oper oder ein Oratorium besteht aus verschiedenen Sätzen und Abschnitten, die sich trotz unterschiedlicher Motive und Klangvariationen ineinanderfügen und aneinanderreihen bis zum Schluß-Akkord, den der Dirigent mit seinem Taktstock abschlägt, ehe er diesen zu einer neuen Jahres-Ouvertüre wiederum hebt.

„Surge, illuminare!“ – „Steh auf, werde Licht!“ Unter dieses Wort stellte unsere Mutter Clementia das neue Kirchenjahr Advent 2007 – 2008, welches als besonderen Lichtpunkt den 100.Jahrestag der Weihe unserer Abteikirche beinhaltete, und wir spürten uns alle von diesem Ereignis ergriffen.

In allen Umbrüchen und Herausforderungen, die die heutige Zeit mit sich bringt, ist es wichtig, immer wieder aufzustehen,für Neues offen zu sein und vertrauend auf Ihn, der unser Fundament ist, das Licht des erfahrenen Erbarmens Gottes weiterzutragen als Hoffnung.

Weiterlesen

Advent

Schauend von fern,
gewahr’ ich Gottes Macht,
die kommt,
Wolkendunkel bedeckt die ganze Erde.
Eilt ihm entgegen und sprecht:
Tu uns kund, ob du es bist,
der über sein Volk Israel herrschen wird.
Schauend von fern eilt ihm entgegen …

(Responsorium vom 1. Adventssonntag)

 

Liebe Mitschwestern und Mitbrüder, liebe Verwandte und Freunde der Abtei St. Hildegard!

Wieder stehen wir an der Schwelle eines neuen Advents, sind wir angekommen an einem neuen Anfang. In geheimnisvoller Weise zieht uns der Advent in seinen Bann. Seine Liturgie, die der Sehnsucht der Menschheit aller Zeiten in Wort und Klang Ausdruck verleiht, erfüllt uns mit neuer Hoffnung und Erwartung: wir dürfen aufbrechen und dem entgegengehen, der uns immer schon entgegenkommt. Im Advent wird uns bewusst, wie sehr unser ganzes Leben Advent ist. Jeder neue Advent – das ist unsere Hoffnung – lässt uns ein wenig tiefer verstehen, was die Wirklichkeit Gottes in unserem Leben bedeutet.

Unser Jahresbericht möchte Sie wieder teilnehmen lassen an unserem Ergehen im vergangenen Jahr. Wir wissen, wie sehr unser Tun und Bemühen Stückwerk ist; umso mehr aber vertrauen wir auf das Erbarmen Gottes. So soll unser Bericht vom Dank getragen sein, und wir bitten Sie, ihn als Dank an Gott und an Sie, die Sie mit uns auf dem Weg sind, zu verstehen. Als Form haben wir in diesem Jahr eine Art Mosaik gewählt, eine Stichwortsammlung von A – Z. Die einzelnen Stichwörter wurden von verschiedenen Mitschwestern bearbeitet. Wir hoffen, dass diese Gemeinschaftsarbeit ein lebendiges Bild unserer Gemeinschaft mit ihren 55 Schwestern, von denen die jüngste seit zwei Monaten und die älteste seit 72 Jahren hier lebt, widerspiegelt, und überreichen sie Ihnen hiermit wie in einem Blumenstrauß zusammengebunden.

Weiterlesen

Liebe Mitschwestern und Mitbrüder, liebe Verwandte und Freunde der Abtei St. Hildegard!

Das Jahr geht zu Ende, und seine noch verbleibenden Tage sind gezählt! Was jedoch die Tage angeht, die nun der Vergangenheit angehören, – was sie uns „brachten, was sie weinten, was sie lachten“, so Mörike, so soll hier versucht werden, einiges davon auf ein paar Seiten Papier einzufangen, um allen, die uns nahe stehen, ein wenig Anteil an den kleinen und größeren Ereignissen unseres klösterlichen Lebens zu geben. Nichts Großartiges gibt es da, – eben nur das Handgreifliche. Das „Nicht-Greifbare“ kann nicht eingefangen werden, und dennoch hoffen wir darauf, dass es uns trägt. Es ist wohl das Bedeutsamere.

In der Darstellung des Jahresablaufs bei uns haben wir diesmal eine etwas andere Form gewählt, insofern die einzelnen Mitschwestern aus ihrem Lebensumfeld, insbesondere aus den Arbeitsbereichen, selbst berichten. Dabei ergibt sich jeweils ein Überblick im Zusammenhang. Diese Berichte wurden dann gleichsam wie große Blumen zu einem Strauß zusammengetragen und die sonstigen Ereignisse hineingefügt wie kleinere Blüten und Blätter. Der so entstandene „Strauß“ sei nun allen, die sich uns verbunden fühlen, dargereicht als dankbares Zeichen der Teilgabe an unserem Leben. Wie es Anton Bruckner mit seiner 9.Symphonie hielt, so sei, wenn der Vergleich nicht anmaßend ist, auch dieser „Strauß“, zunächst „dem lieben Gott gewidmet,wenn er ihn annimmt . . .“

Das neue Kirchenjahr stellte M. Clementia zum 1. Advent unter das Motto: „Visitare nos in pace“ – „Suche uns heim in Frieden, o

Gott!“, wobei das Wort „Frieden“ in seiner weitesten Dimension verstanden werden will: von jenem Frieden, der nach der Weisung Benedikts jedes einzelne Glied der Klostergemeinde beseelen soll,bis hin zu dem Frieden, der in unserer Welt zwar tief ersehnt wird,aber doch immer bedroht ist. – Insgeheim konnten bei diesem Jahresmotto aber auch Assoziationen aufkommen zu der für den Mai angekündigten „Kanonischen Visitation“.

Weiterlesen

„Aus der Tiefe rufe ich,
Herr, zu dir: Herr, höre meine Stimme!
Wende dein Ohr mir zu,achte auf mein lautes Flehen!
Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele,
ich warte voll Vertrauen auf sein Wort.
Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als der Wächter auf den Morgen.
Mehr als der Wächter auf den Morgen soll Israel harren auf den Herrn.“

aus Ps 130

 

Liebe Mitschwestern und Mitbrüder, liebe Verwandte und Freunde der Abtei St. Hildegard!

Wieder schließt sich ein Jahreskreis, wieder dürfen wir ein durchlebtes Jahr in die Hände Gottes zurücklegen. In der Rückschau werden uns die unzähligen Zeichen der Fürsorge Gottes in unserem kleinen Alltag bewusst – und zugleich stehen uns die Heimsuchungen vor Augen, die in diesem Jahr mit gnadenloser Wucht über so viele Menschen herein-gebrochen sind. Das schwere Seebeben am zweiten Weihnachtstag mit der nachfolgenden ungeheuren Flutwelle,die mehr als 250.000 Menschen in Südostasien das Leben kostete und unzähligen anderen die Existenz und alle Hoffnungen zerstörte, das grausame Erdbeben in Kaschmir, die Wirbelstürme in Amerika, die Hungerkatastrophen in Afrika – das alles offenbarte in erschütternder Weise die Zerbrechlichkeit unserer menschlichen Sicherungen. Von unseren Versuchen, ein wenig zu helfen, berichten wir später. Doch mit allen Leidenden, mit allen, die auch aus unserer nächsten Umgebung geliebte Menschen verloren haben, rufen wir „aus der Tiefe“ zum Herrn des Lebens um seinen Trost, harrend auf sein Wort „mehr als die Wächter auf den Morgen“.

Das Jahr, das hinter uns liegt, ist von Papst Johannes Paul II. zum Jahr der Eucharistie erklärt worden. Eucharistie,Quelle der Einheit und der Gemeinschaft. Eine brennende Frage, und der Riss der Trennung geht mitten durch unser Herz.

Weiterlesen

Liebe Mitschwestern und Mitbrüder,liebe Verwandte und Freunde der Abtei St.Hildegard!

„Ich werde euch weitertragen“ – dieses Wort aus dem Propheten Jesaja (46,4) stellte Mutter Clementia in ihrer Konferenz zum Ersten Adventssonntag als Motto über das vor uns liegende Jahr 2004, unser Jubiläumsjahr. Am 17. September 1904 hatte die

Gründungsgruppe der Abtei St. Gabriel in Prag unter der Leitung der Priorin und späteren ersten Äbtissin, Frau Regintrudis Sauter, mit der zweiten Vesper vom Fest der hl. Hildegard das monastische Leben in unserer Abtei eröffnet. Das neu erbaute, von Karl Fürst zu Löwenstein gestiftete Kloster knüpfte an die zweite Klostergründung der hl. Hildegard in Eibingen an, die 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst worden war.

Unsere Gründerinnen bezogen kein „fertiges“ Kloster, sondern gewissermaßen eine Baustelle. So hatten sie die Möglichkeit, selbst mitzubauen, und sie machten sich, wie man den alten Chroniken und Annalen entnehmen kann, mit Glauben, Vertrauen und Begeisterung ans Werk. Fertig wurden sie nie, aber es heißt ja auch in Jesaja: „ … ich werde es tun, ich will tragen und vollenden“ (46,4) Und mit dieser Verheißung und Zusage dürfen auch wir nun weiterbauen und, so Gott will, einen neuen „Jahrhundertweg“ unserer Gemeinschaft beginnen. Die Vollendung überlassen wir getrost dem großen Bauherrn, denn „wenn der Herr nicht das Haus baut,mühen sich umsonst, die daran bauen …“ (Ps 127,1).

Weiterlesen