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Bundesverdienstkreuz für unsere Sr. Philippa Rath

Schwester Philippa ist am 05. Dezember 2019 in der Hessischen Staatskanzlei für ihr Engagement für die heilige Hildegard, für den Verein der Freunde der Abtei St. Hildegard e.V. und für die Klosterstiftung Sankt Hildegard mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.

Laudatio der Hessischen Europaministerin Lucia Puttrich

Sehr geehrte Schwester Philippa,

liebe Familienangehörige, meine Damen und Herren, liebe Gäste,

ich freue mich sehr, dass Sie alle heute hier sind und heiße Sie herzlich Willkommen in der Hessischen Staatskanzlei. Heute ist der 5. Dezember – der Internationale Tag des Ehrenamts. Beschlossen im Jahr 1985 von der UN soll der heutige Tag auf besonders engagierte Personen und ihren Einsatz für unsere Gesellschaft aufmerksam machen. Daher freue ich mich sehr, mit Ihnen, liebe Schwester Philippa, einen solchen Menschen ehren zu dürfen.

Lassen Sie mich kurz etwas ausholen. Sie beide werden heute mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Diese hohe Auszeichnung wurde im September 1951 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss gestiftet. Und – das nur am Rande – es war ein Hesse, der das erste Verdienstkreuz am Bande erhielt – der Bergmann Franz Brandl aus Nentershausen. Er rettete am 26. November 1950 im Reichenbergschacht zwei Kollegen bei einem Wassereinbruch in etwa 300 Meter Tiefe das Leben. Auf Vorschlag des Hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn überreichte ihm Bundespräsident Theodor Heuss für diese Rettungstat persönlich am 19. September 1951 das erste Bundesverdienstkreuz am Bande.

Die Auszeichnung wird also vom Bundespräsidenten verliehen und zwar an „in- und ausländische Bürgerinnen und Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen […] sowie darüber hinaus für alle besonderen Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland. Er [der Verdienstorden] ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung in Deutschland und damit die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.“ [Quelle: bundespraesident.de]

Mit den Ordensverleihungen möchte der Bundespräsident die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf hervorragende Leistungen lenken, die für unsere Gesellschaft besondere Bedeutung haben. Denn ohne die freiwillige Hilfe und Unterstützung von vielen Menschen würde unsere Gesellschaft, unser Gemeinwesen, nicht funktionieren.

Ihr Engagement ist ebenso vielfältig wie unsere Gesellschaft. Sie machen unser Land lebens- und liebenswert und sorgen dafür, dass wir uns in unseren Heimaten auch ‚heimisch‘ fühlen. Deshalb freue ich mich, Sie, liebe Schwester Philippa heute persönlich zu ehren.

Sie haben Politikwissenschaft, Geschichte und Theologie studiert und nach dem Studium zehn Jahre als Journalistin gearbeitet. 1990 traten Sie in die Benediktinerinnenabtei Sankt Hildegard in Rüdesheim am Rhein ein und legten 1992 Ihre Gelübde ab.

Auch im Kloster hat Sie Ihr ursprünglicher Beruf nicht ganz losgelassen – Sie kümmern sich seit 23 Jahren um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Homepage des Klosters und leisten damit einen wichtigen Beitrag, um die Arbeit und die Anliegen der Schwestern der Öffentlichkeit nahezubringen.

1998 gestalteten Sie das große Jubiläumsjahr zum 900. Todestag der Hildegard von Bingen mit und organisierten die zehnbändige deutsche Übersetzung der Schriften Hildegards. Damit nicht genug – die Übersetzungen waren die Initialzündung für die Beantragung der Heiligsprechung der Hildegard von Bingen. Sie stellten – zusammen mit fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – innerhalb eines Jahres alle erforderlichen Unterlagen zusammen, sodass Hildegard von Bingen 2012 heiliggesprochen und zur Kirchenlehrerin erhoben wurde.

2009 gründete die Abtei die Klosterstiftung Sankt Hildegard, deren alleiniger Vorstand Sie, liebe Schwester Philippa, sind. Die Stiftung hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, das klösterliche Leben und die Gemeinschaft der Schwestern von St. Hildegard dauerhaft zu sichern und die einmalige Klosteranlage zu pflegen und für die nächsten Generationen zu erhalten. Hierzu gehören auch die Sanierung und Zurverfügungstellung von Wohnraum für syrische und afghanische Flüchtlinge auf dem Gelände des Klosters. Und dass Sie mit Ihrer Arbeit erfolgreich sind, zeigen die Spenden und Zustiftungen, die dank Ihres unermüdlichen Einsatzes sehr positiv ausfallen.

Bereits 2001 gründete Ihre Abtei einen Freundeskreis, den „Verein der Freunde der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard e.V.“, der das Kloster ideell und finanziell unterstützt. Sie haben von Anfang an die Geschicke des Freundeskreises als Leiterin der Geschäftsstelle mitgeprägt und engen Kontakt zu den Mitgliedern und zum Vorstand gehalten.

Zudem haben Sie stets ein offenes Ohr für Menschen in Lebens- und Glaubenskrisen. Sie sind ein Vorbild für ein Leben aus Nächstenliebe und christlicher Überzeugung.

Ihre Fähigkeit zu führen, Ihre strategische Sichtweise, Ihr Sinn für praktische Lösungen, Ihr enormer Arbeitseinsatz für das Kloster sowie Ihr bewundernswertes ehrenamtliches Engagement und Ihre liebevolle Hinwendung zu den Menschen – das zeichnet Sie, liebe Schwester Philippa, aus.

Und dazu gehört auch, dass Sie im Vorfeld des heutigen Tages ausdrücklich betont haben, dass Sie diese Ehrung nur in dem Bewusstsein und im Vertrauen darauf annehmen, dass Sie dies stellvertretend für die Mitglieder des Freundeskreises, für die Stifterinnen und Stifter, für alle Hilfe- und Ratsuchenden, für die vielen Journalisten und vor allem für Ihre Mitschwestern tun. Ich denke, das spricht wahrlich für sich.

Liebe Schwester Philippa, wenn ich unterwegs bin, höre ich oft Menschen, die sagen: man könnte mal…, ich sollte…, wir müssten… – ich nenne das gerne die „Hochzeit der Konjunktive“. Aber Sie, Sie handeln. Der Bund kann engagierte Menschen nicht bezahlen, das Land Hessen kann es nicht und Ihre Heimatgemeinde bei allem Engagement leider ebenfalls nicht. Aber – das Land kann etwas Anderes tun, als Sie, „die stillen Heldin“ des Alltags, zu bezahlen:

  1. Wir, der Staat, die Gemeinschaft, sagen Danke für Ihren herausragenden Einsatz.
  2. Wir verbinden damit die Bitte, dass Sie sich weiter engagieren und andere an Ihrem umfangreichen Wissen teilhaben lassen.
  3. Wir wollen aber vor allem Ihr Engagement als beispielhaft würdigen und Sie als ein Vorbild herausstellen.

Sie sind eine Person, die sich mit viel Herzblut einer guten Sache verschrieben hat. Sie haben es geschafft, Menschen auf Ihrem Lebensweg mitzunehmen und zu begeistern. Ich darf Sie nun zu mir nach vorne bitten, um Ihnen den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland zu überreichen.