Kapitel 53:
Die Aufnahme der Gäste
Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus:
denn er wird sagen: "Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen."
(Mt 25,35)
Allen erweise man die angemessene Ehre, besonders den Brüdern
im Glauben und den Pilgern. (Gal 6,10)
Sobald ein Gast gemeldet wird, sollen ihm daher der Obere und die
Brüder voll dienstbereiter Liebe entgegeneilen.
Zuerst sollen sie miteinander beten und dann als Zeichen der Gemeinschaft
den Friedenskuss austauschen.
Diesen Friedenskuss darf man wegen der Täuschung des Teufels
erst nach dem Gebet geben.
Allen Gästen begegne man bei der Begrüßung und
beim Abschied in tiefer Demut:
man verneige sich, werfe sich ganz zu Boden und verehre so in ihnen
Christus, der in Wahrheit aufgenommen wird.
Hat man die Gäste aufgenommen, nehme man sie mit zum Gebet;
dann setze der Obere sich zu ihnen oder ein Bruder, dem er es aufträgt.
Man lese dem Gast die Weisung Gottes vor, um ihn im Glauben zu
erbauen; dann nehme man sich mit aller Aufmerksamkeit gastfreundlich
seiner an.
Das Fasten breche der Obere dem Gast zu liebe, nur nicht an einem
allgemein vorgeschriebenen Fasttag, der eingehalten werden muss.
Die Brüder aber fasten wie gewohnt.
Der Abt gieße den Gästen Wasser über die Hände;
Abt und Brüder zusammen sollen allen Gästen die Füße
waschen.
Nach der Fußwaschung beten sie den Psalmvers: "Wir haben,
o Gott, deine Barmherzigkeit aufgenommen inmitten deines Tempels."
(Ps 48,10)
Vor allem bei der Aufnahme von Armen und Fremden zeige man Eifer
und Sorge, denn besonders in ihnen wird Christus aufgenommen. Das
Auftreten der Reichen verschafft sich ja von selbst Beachtung.
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