Kapitel 36:
Die kranken Brüder
Die Sorge für die Kranken muss vor und über allem stehen:
Man soll ihnen so dienen, als wären sie wirklich Christus;
hat er doch gesagt: "Ich war krank, und ihr habt mich besucht"
(Mt 25,36),
und: "Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt
ihr mir getan." (Mt 25,20)
Aber auch die Kranken mögen bedenken, dass man ihnen dient,
um Gott zu ehren; sie sollen ihre Brüder, die ihnen dienen,
nicht durch übertriebene Ansprüche traurig machen.
Doch auch solche Kranke müssen in Geduld ertragen werden;
denn durch sie erlangt man größeren Lohn.
Daher sei es eine Hauptsorge des Abtes, dass sie unter keiner Vernachlässigung
zu leiden haben.
Die kranken Brüder sollen einen eigenen Raum haben und einen
Pfleger, der Gott fürchtet und ihnen sorgfältig und eifrig
dient.
Man biete den Kranken, so oft es ihnen gut tut, ein Bad an; den
Gesunden jedoch und vor allem den Jüngeren erlaube man es nicht
so schnell.
Die ganz schwachen Kranken dürfen außerdem zur Wiederherstellung
ihrer Gesundheit Fleisch essen. Doch sobald es ihnen besser geht,
sollen sie alle nach allgemeinem Brauch auf Fleisch verzichten.
Der Abt sehe es als eine Hauptsorge, dass die Kranken weder vom
Cellerar noch von den Pflegern vernachlässigt werden. Auf ihn
fällt zurück, was immer die Jünger verschulden.
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