Kapitel 07:
Die Demut
1. Laut ruft uns, Brüder, die Heilige Schrift zu: "Wer
sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt,
wird erhöht werden."
2. Mit diesen Worten zeigt sie uns also, dass jede Selbsterhöhung
aus dem Stolz hervorgeht.
3. Davor hütet sich der Prophet und sagt: "Herr, mein
Herz ist nicht überheblich, und meine Augen schauen nicht hochmütig;
ich ergehe mich nicht in Dingen, die für mich zu hoch und zu
wunderbar sind." (Ps 130,1)
4. Wenn ich nicht demütig gesinnt bin und mich selbst erhöhe,
was dann? "Du behandelst mich wie ein Kind, das die Mutter
nicht mehr an die Brust nimmt." (Ps 130,2)
5. Brüder, wenn wir also den höchsten Gipfel der Demut
erreichen und rasch zu jener Erhöhung im Himmel gelangen wollen,
zu der wir durch die Demut in diesem Leben aufsteigen,
6. dann ist durch Taten, die uns nach oben führen, jene Leiter
zu errichten, die Jakob im Traum erschienen ist. Auf ihr sah er
Engel herab- und hinaufsteigen.
7. Ganz sicher haben wir dieses Herab- und Hinaufsteigen so zu
verstehen: Durch Selbsterhöhung steigen wir hinab und durch
Demut hinauf.
8. Die so errichtete Leiter ist unser irdisches Leben. Der Herr
richtet sie zum Himmel auf, wenn unser Herz demütig geworden
ist.
9. Als Holme der Leiter bezeichnen wir unseren Leib und unsere
Seele. In diese Holme hat Gottes Anruf verschiedene Sprossen der
Demut und Zucht eingefügt, die wir hinaufsteigen sollen.
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