Liebe Freundinnen und Freunde unserer Abtei!

Wieder wird es Pfingsten und die Pandemie hat uns seit mehr als einem Jahr fest im Griff. Wenn ich an den Frühling 2020 denke, kommt mir die große Solidarität in den Sinn, die den Anfang der Pandemie kennzeichnete. Menschen kümmerten sich um ihre Nachbarn, überlegten, was die Älteren unter uns brauchen und kauften füreinander ein. Blogs listeten kostenlose Kulturangebote auf und Menschen stellten über Balkone und Fenster hinweg Gemeinschaft her. Ein Jahr später macht sich "Corona-Müdigkeit" breit. Der Lockdown zehrt an den Nerven, die Mehrfachbelastung durch Home Office und Home Schooling führt zu "Corona Burnout", viele Menschen belastet auch die Einsamkeit oder die Unsicherheit. Man hört den Wunsch, dass es endlich wieder normal wird. Doch man fragt sich auch, was ist eigentlich normal?

Ich habe eine ältere Mitschwester gefragt, was das wichtige an Pfingsten ist: "Oh, da muss man aufpassen. Pfingsten ist der Heilige Geist, der weht wo er will (Joh 3,8), der kann auch alles durcheinander wirbeln. Aber dazu muss ich bereit sein, und wenn es ruhiger wird, überlegen, was das für mich bedeutet."

Ja, was bedeutet das? Die Jünger in der Heiligen Schrift sprechen an Pfingsten in neuen Sprachen, sie schließen sich nicht mehr ängstlich und furchtsam ein wie zuvor, sondern haben den Mut, Neues zu schaffen und aufzubauen. Mut und Kreativität kann Pfingsten bedeuten, neue Kommunikation, neue Gemeinschaft, die die Grenzen der Angst überwindet und etwas Neues schafft. Auch damals war die alte Normalität vorbei, und eine "neue Normalität" aufzubauen. Das wünsche ich auch uns allen, dass Pfingsten uns den Mut, die Energie und Kreativität  bringt, Veränderung zu gestalten und Neues aufzubauen.

Corona-Ikone

Mit der Frage, was die Pandemie bedeutet, wo sich Veränderungen entwickeln und wo in der Corona-geprägten Gegenwart Auferstehung sichtbar wird, hat sich auch Sr Francesca im Lockdown beschäftigt, und eine "Corona-Ikone" geschrieben. Die Ikone zeigt die Begegnung Maria Magdalenas mit dem auferstandenen Jesus, - "Rühr mich nicht an". Die Bildmeditation, die von der die Berührung verweigernden Distanz zum spürbaren, heilenden Blick des Auferstandenen führt, lesen Sie hier: Bildmeditation Auferstehung

Unser Gästehaus

Unser Gästehaus musste leider aufgrund der gegenwärtigen Lage noch weiter geschlossen bleiben. Traurigerweise war in den letzten Monaten Veranstaltung um Veranstaltung abzusagen, - aber zum Glück gilt auch hier: "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben." Unser Samstagnachmittag in der Abtei - "Inspiriert von geistlichen Autoren" ist vom Juni in den September nur verlegt worden, - man kann sich schon anmelden!

Wir hoffen, das Gästehaus im Juli  wieder öffnen zu können, schließlich gehören die Gäste, wie der heilige Benedikt sagte, zum Kloster einfach dazu. Noch sind auch für die Jüdisch-christliche Bibelwoche und das Hildegard-Seminar Ende Juli/Anfang August einige wenige Plätze frei. 

Die Tage für Trauernde im Oktober sind in diesen Zeiten vielleicht besonders relevant; sie sollen helfen, Ressourcen neu zu entdecken und Körper, Geist und Seele zu stärken in der Erfahrung von Veränderung und Unterwegssein. Auch hier sind Anmeldungen schon möglich.

Aus dem Weingut

Das Frühjahr brachte uns wie jedes Jahr die Weinfüllung. Trotz der anhaltenden Trockenheit führte der sonnige und trockene Spätsommer 2020 zu einer sehr guten Lese mit ausgesprochen fruchtigen und aromatischen Weißweinen.

Eine Besonderheit musste auch gefeiert werden: die erste Ernte aus dem neuangelegten Jungfeld. Aus der Lage Bischofsberg wurde dieses Jahr der erste Wein abgefüllt, gewissermaßen der Novizen-Wein! Entsprechend haben unsere Winzer ihn auch benannt: fervor novicius, "Neulings-Eifer", heißt die aromatische feinherbe Spätlese. Das Weinbrevier ist hier zu finden, und zum "fervor novicius" (und anderen Weinen) geht es hier.

Aus dem Klosterladen

Auch die Mitschwestern in unserem Klosterladen nutzten die erzwungene Ruhe im Lockdown zur Veränderung und bauten unseren Schwerpunkt auf natürliche und nachhaltige Produkte weiter aus. Einen kleinen Vorgeschmack davon gibt es mit Olivenholz-Produkten für ein gemütliches Essen in guter Runde in unserem Online-Shop, die handgekneteten Bienenwachskerzen gehören ebenfalls dazu. Auch in unserem Buchsortiment beschäftigen wir uns mit den brennenden Themen "Klimawandel" und "ökologisch leben". Sie finden dazu Sachbücher (auch für Kinder!), Efahrungsberichte und Ratgeber. Dafür - und für vieles mehr - lohnt sich natürlich  immer ein Besuch vor Ort, denn wir haben - zum Glück - geöffnet und heißen Sie "Herzlich Willkommen!"

Von der St. Hildegard-Akademie

Die St. Hildegard-Akademie, die gerade ihr zweijähriges Jubiläum hat, konnte vor kurzem ihre erste Publikation veröffentlichen, die grundlegende und richtungsweisende Texte über die genuinen geistlichen Grundlagen des heutigen Europas versammelt. Die Wirkungsweise und die Dynamik der europäischen Spiritualität wird an Hand von ausgewählten, außergewöhnlichen Persönlichkeiten dargelegt. Natürlich findet Hildegard von Bingen mit ihrem Leben und Werk hier besondere Berücksichtigung. Während die Pandemie auch die Frage nach überstaatlicher Gemeinschaft und Solidarität (nicht nur) Europas neu aufwirft, lesen sich diese Grundlagen mit ganz neuem Blick. Das Buch finden Sie auch hier.

Zu guter Letzt:

Pandemie macht erfinderisch: Eine den Anforderungen der gegenwärtigen Lage konforme Veranstaltung gibt es seit dem 8. Mai mit dem "Corona-Hildegard-Quiz" auf unserer Homepage. Wie gut, liebe Freunde der Abtei, kennt Ihr uns und die heilige Hildegard? Es ist allerdings nicht vor dem heimatlichen Bildschirm zu lösen, sondern erfordert ein wenig Fußarbeit, da die insgesamt 4 Stationen rund um die Abtei und die Wallfahrtskirche verteilt sind. Rätseln und Wandern ist gefragt!

Frohe Pfingsten wünschen Ihnen die Autorinnen und alle  Schwestern der Abtei St Hildegard!