Disibodenberg

Am 1. November 1112 beginnt für Hildegard das Leben auf dem Disibodenberg. Hildegard lebt dort in der Frauenklause ein klösterliches Leben nach der Regel des heiligen Benedikt. Durch ihre Lehrmeisterin Jutta von Sponheim erhält sie eine breit angelegte fundierte klösterliche Bildung: Sie lernt lesen, schreiben und singen, aber auch umfangreiche Kenntnisse der Heiligen Schrift, der Musik sowie der Natur- und Pflanzenkunde. Hier entsteht ihr Erstlingswerk „Scivias“. Papst Eugen III. hält sich 1147/48 in Trier auf und hört von Hildegard. Er lässt ihre Sehergabe durch eine Kommission prüfen und bestätigt sie. In einem Brief fordert er sie auf, ihre Schriften weiterzuführen. Für Hildegard ist dies Anerkennung, Ermutigung und Anspornzugleich. Für ihre Umgebung ist es der endgültige Beweis, dass die Meisterin vom Disibodenberg eine wirkliche »PosauneGottes« ist. Parallel zu diesen Ereignissen verfolgt Hildegard die Absicht, ein eigenes Kloster zu gründen.

Rupertsberg

Hildegard erwirbt Gelände auf dem Rupertsberg bei Bingen und erbaut dort mit den Schwestern ein Kloster nach ihren Vorstellungen. Zwischen1147 und 1151 erfolgt die Umsiedlung. Eine Urkunde des Mainzer Erzbischofs Heinrich vom 1. Mai 1152 dokumentiert die Weihe der Kirche. Mit dem Abt vom Disibodenberg gibt es Auseinandersetzungen um die Unabhängigkeit der Klostergründung und den Besitz. Hildegard nutzt ihre gutenVerbindungen und erhält Urkunden, die dem Kloster weitgehende Unabhängigkeit sichern. 1632 wird das Kloster im Dreißigjährigen Krieg zerstört.

Eibingen

Hildegards Berühmtheit sorgt für beständigen Zulauf auf dem Rupertsberg. Schon bald wird das Kloster zu klein. In Eibingen kauft sie ein verlassenes Kloster. 1165 erfolgt die Einweihung. Hildegard wird auch Äbtissin des zweiten Klosters und fährt regelmäßig über den Rhein, um die 30 Schwestern in Eibingen zu besuchen. Im Jahr 1802 wird das Kloster im Zuge der Säkularisation aufgehoben; sämtliche Besitzungen gehen verloren. 1831 wird die Klosterkirche zur Pfarrkirche von Eibingen.

Neugründung Abtei St. Hildegard

1904 beziehen nach vierjähriger Bauzeit 12 Schwestern aus der Abtei St. Gabriel in Prag das neu errichtete Kloster hoch über dem Rhein. Das Kloster wird zu einer vollgültigen Abtei erhoben und mit allen Rechten und Privilegien der ehemaligen Klöster der heiligen Hildegard ausgestattet. Es untersteht nicht dem Ortsbischof, sondern unmittelbar dem Heiligen Stuhl in Rom. Der Konvent der Abtei St. Hildegard betrachtet es als seine herausragende Aufgabe, das Erbe der heiligen Hildegard zu erforschen und zu pflegen und ihr Leben und Werk als zeitlos aktuelle Botschaft an die Menschen weiterzugeben.

Bermersheim
Als „Rheinhessen“ wird auch heute noch jenes mittelrheinische Gebiet zwischen Nahe und südlichem Rheinknie bezeichnet, das ehemals linksrheinische Provinz des Großherzogtums Hessen war. Es ist eine geschichtsträchtige Landschaft, die Spuren aus der Bronze- und Eisenzeit (2000 v. Chr.) aufweist, sodann von der späteren Besiedlung durch die Kelten, Römer und Germanen und schließlich – nach Eingliederung ins Frankenreich – von fränkischen Siedlern. Stets war es das Schicksal dieses Rhein-Nahe-Raums, als Grenz- und Durchgangsland auch mehr dem ,Wandel und der Zerstörung“ ausgesetzt zu sein als andere deutsche Landstriche.
All das ist mit zu bedenken auf der Suche nach Spuren Hildegards, die 1098 im rheinhessischen Bermersheim als zehntes Kind des Edelfreien Hildebert von Bermersheim und seiner Frau Mechtild geboren wurde. Nichts weist heute in diesem kleinen, beschaulichen Ort darauf hin, daß er einstmals der Stamm- oder Herrschaftssitz eines Geschlechtes war, das sich sowohl „durch hohen Adel und überfließenden Reichtum“ als auch „durch erleuchten Ruf und Namen“ – so die Hildegard-Vita – auszeichnete.

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